Pilze und die Balkonpflanzen?

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7 Jahre 2 Monate her #8062 von Bovist
Pilze und die Balkonpflanzen? wurde erstellt von Bovist
Hallo,

kurze Info zu mir vorab:

Ich bin ein Newbie, was die Pilzzucht angeht und habe mich neu angemeldet. Ich lese zur Zeit zwar viel, aber viel Ahnung habe ich nicht. Meine Ausrüstung beschränkt sich auf die üblichen Baumarkt- und Haushaltsutensilien. Ich habe mir auch sterile Spritzen zum Injizieren von Leitungswasser nach der Ernte in das Myzel geholt, um das Tauchen der Ballen zu vermeiden. Ich lebe in der Stadt und habe keinen Keller noch Garten. Die Zuchttöpfe stehen im Flur.


1. Was ich bisher gemacht habe:

Kaffeesatz gesammelt und frisch in Beuteln eingefroren. Vier Plastikblumenkübel mit je zwei passenden Untersetzern aus dem Baumarkt geholt, abgewaschen und im Backofen für ein paar Minuten auf 130°C erhitzt (verformen sich leicht, gehen dann aber in die Ursprungsform zurück. Temperatur mit IR-Thermometer überwacht). Den Kaffeesatz aufgetaut und auf dem Backblech im Backofen für 20 Minuten bei 180 bis 200°C gebacken und getrocknet. Nach dem Abkühlen soviel frisches Leitungswasser zum Kaffeesatz gegeben, dass beim Pressen mit der Hand sich nur Wasserperlen zwischen den Fingern zeigen, jedoch nichts abtropft. Dann die Brut mit Einweggummihandschuhen untergemischt (Körnerbrut), den Topf auf einen Untersetzer gestellt, befüllt und einen Untersetzer drauf getan. Seltenst habe ich etwas Leitungswasser aufgesprenkelt, damit die Oberfläche im Topf nicht austrocknet (Kondenswasser am Deckel).
Die abgedeckten Töpfe werden häufiger besprenkelt, damit da immer ausreichend Feuchtigkeit da ist.

2. Aktueller Stand - zur Zeit ziehe ich nur auf reinem Kaffeesatz (ohne sonst was drin):

a. Flamingoseitling (Deckel ist seit ca. 5 Tagen runter; nach zwei Wochen hat die Fruchtung eingesetzt - das Wachstum ist wie Fernsehen! Wenn das so weitergeht, ernte ich die kommenden Tage das erste Mal!)
b. Zitronenseitling (nach zwei Wochen hat auch hier die Fruchtung eingesetzt - das Wachstum ist schnell, aber langsamer als beim Flamingo; Deckel ist seit ca. 5 Tagen runter)
c. Austernseitlinge (die fangen nach drei Wochen an, die ersten Primordien zu bilden - werde ich die Tage abdecken)
d. Pioppino (nach drei Wochen hat er das Substrat vollständig besiedelt. Mal sehen wie es weitergeht - noch zugedeckt)

Scheint soweit alles zu funktionieren.

4. Ich komme gut an Kaffeesatz und ziehe viele Kräuter und Salate auf dem Balkon. Kompostieren geht aber auf dem Balkon nicht. Ich habe folgendes mit der Pilzzucht vor:
a. Kaffeesatz bzw. Substrate mit hohem Kaffeesatz-Anteil mit Pilzen zersetzen und der Erde der Pflanzen als natürliche Startdüngung untermischen.

b. Dabei frische Pilze ernten und weniger Erde kaufen müssen.

Dazu will ich die Pilze in den Töpfen für zwei bis drei Fruchtungen ziehen, dabei jedes mal die obere Schicht des Topfinhaltes entfernen und etwas von dem darunter befindlichen Teil des Myzel zerkleinen, mit frischen Substrat mischen, auf den alten Ballen geben und das ganze mit einer Schicht reinen Substrats abdecken, den sauberen Deckel draufsetzen und dann regenerieren lassen, bis die nächste Fruchtung einsetzt.

Nach dem zweiten oder dritten Durchgang will ich komplett neun ansetzen. Dann wird der äußere Teil des Myzel-Ballens entfernt und als Startkultur nur das "Herz" des Ballens verwendet und zerteilt mit neuem Substrat im Topf angesetzt.

Das übrige Altsubstrat kommt in eine Tüte zum "Mitnutzen weitere Fruchtungen". Wenn da nichts mehr kommt, wird das Altsubstrat als Dünger/Erde auf dem Balkon genutzt.


5. Meine Fragen an die Wissenden:

a. Kann die unter 4. genannte Methode funktionieren oder ist es besser immer neue Zucht zu kaufen und frisch anzusetzen? Wird mit der Methode die Fruchtung weiterlaufen oder altert das Myzel irgendwann durch das Klonen? Was kann ich da besser machen oder optimieren?

b. Ist es sinnvoll das Altsubstrat mit der Blumenerde bei Kräutern zu verwenden oder gibt es da Probleme? Sollte ich das Myzel vorher abtöten (Schwammerl im Kräuterkübel stören mich nicht, solange die den Pflanzen keinen Ärger machen oder deren Schädlinge anlocken)?

Hat da jemand Erfahrung mit der Verträglichkeit zu Kräutern und Salatpflanzen?

c. Ich sehe mich nach Optimierungsmöglichkeiten für das Substrat um. Ich möchte ggf. Strohpellets, feine Buchenholzspäne und etwas Naturgips und -kalk zum Kaffeesatz zu geben. Da ich das Substrat nach Verbrauch der Erde beimischen möchte, soll natürlich weniger Späne rein. Und weil nichts faulen soll, will ich den Stroh-Anteil natürlich auch etwas begrenzen. Die Strohpellets und die Späne gedenke ich mit dem Gips& Kalk im Dampfkochtopf zu kochen.

Frage: Was wäre so ungefähr das optimale Mischungsverhältnis von
trockenen Strohpellets/Wasser/Gips/Kalk
bzw. Späne/Wasser/Gips/Kalk im Topf?

d. Macht die Zugabe von Ammoniumdihydrogenphosphat bei Kaffeesatz-Substraten Sinn? Und wenn ja, wie viel sollte da rein?

e. Ich habe keine optimalen Zuchtbedingungen in der Wohnung und kann die auch nicht bieten. Wie sieht es mit der Zucht über die Wintermonate aus? Geht das und was müsste ich dabei beachten? Dunkel einlagern und nicht fruchten lassen oder normal weiter machen? Was wäre die maximale und minimale Temperatur in dieser Zeit?

f. Ich habe gelesen, dass schwarze Säcke oder lichtundurchlässige Eimer den Klarsichtpackungen vorgezogen werden sollten, da dann das Myzel nur die zur Fruchtung wirklich nötigen Primordien bilden und so geschont würde. Ist da was dran?

g. Gibt es außer Pio, Austern, Flamingos und Zitronen auch andere Arten, die auf Kaffeesatz gedeihen?

h. Zu guter Letzt: ich denke darüber nach, zwischen die Kräuter Pilze direkt in die Kästen auf dem Balkon "zu pflanzen". Hat da jemand Erfahrung? Ist das gut für die Kräuter? Wenn ja, welche Pilze und was müsste ich da beachten?

Sorry für die vielen Fragen, aber ich habe diesbezüglich wenig Infos gefunden.

Grüsse!

Michael

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7 Jahre 2 Monate her - 7 Jahre 2 Monate her #8066 von Sporulator
Sporulator antwortete auf Pilze und die Balkonpflanzen?
Hallo

Wenn du versuchst, Pilze auf dem Balkon zu züchten, dann wirst du mit zwei grossen Problemen konfrontiert.

Erstens ist die Luftfeuchtigkeit auf dem Balkon sehr schwankend und meistens viel zu tief.

Zweitens werden deine Kulturen auf dem Balkon von Schädlingen wie z.B. der Trauermücke befallen.

Du schreibst, dass du in der Wohnung keine optimalen Zuchtbedinungen hast und die auch nicht bieten kannst.

Es ist nicht schwierig, sich ein kleines Treibhaus zu bauen und in der Wohnung aufzustellen.

Das sieht dann in etwa so aus:








Was die Kultur von Pio, Austern , Flamingo und Zitronenseitling angeht, gibt es hier Leute die mehr davon verstehen als ich,
weil ich mich fast ausschliesslich mit Exoten beschäftige.

Gruss
Gerhard
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Letzte Änderung: 7 Jahre 2 Monate her von Sporulator.
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7 Jahre 2 Monate her #8067 von Bovist
Bovist antwortete auf Pilze und die Balkonpflanzen?
Hallo Gerhard,

danke Dir für Deine Antwort!

Bei der Pilzzucht direkt auf dem Balkon dachte ich an Schopftintlinge und Braunkappen entweder in Eimern mit großen Klarsichtbeuteln darüber (zur Regulation der Feuchtigkeit) oder direkt in den Kästen. Die Kaffee-Satzbrut will ich weiter in der Wohnung ziehen. Aber gleich eine Befeuchteranlage zu legen!?

Für ein kleines Regal mit Zelt könnte aber noch Platz da sein. Wo kann man sowas denn kaufen und wie hoch sind denn da so die gängigen Preise ungefähr? Ich denke mit der Methode von Tütenmützen auf den Töpfen in einem Zeltregal könnte man den Faktor Luftfeuchtigkeit schonmal besser konstant halten...

Hast Du irgendwelche Infos, wie man die Pilzmyzele überwintern könnte (machen die in der Natur ja wohl auch)? Ich bin jetzt nicht unbedingt scharf auf Pilzernte im Winter (obwohl, wenn es funktioniert nehme ich das gerne mit), sondern mir geht es eher um die Rettung der Pilze über die Zeit - eben weil es nicht optimal bei mir ist. Bei mir ist es im Flur im Winter eher kühl, weil ich da nicht heize. Minusgrade werden aber nicht erreicht. Ich denke fast, dass bei mir die optimale Zeit für die Kaffeesatz-Brut im Herbst und Frühjahr ist - ist kühler und auch die Balkonpflanzen sind im Flur zum Überwintern.

Die Zitronenseitlinge haben bei mir gestern das Wachstum eingestellt und wurden an den Stielen vereinzelt dunkel. Sahen aber sonst recht gesund aus. Bloß der Ertrag war mau. Ich denke mal, die hatten Temperatur-Probleme. Ich habe Sie heute früh abgeerntet, die alten Primos entfernt und eine neue Schicht sterilen Kaffeesatz zugegeben. Der Topf steht jetzt dunkel, damit das Myzel sich erst Mal erholen kann. Vielleicht wird die nächste Runde besser. Ich denke auch, dass denen etwas zu warm war und daher die Fruchtung viel schneller durchlief und weniger Masse gebildet wurde.

Habe jetzt auf die offenen Auster und Pio perforierte Klarsichttüten zur besseren Regulation der Feuchtigkeit getan. Ich glaube ich weiß auch warum die noch keine Primos gebildet haben - ich habe gelesen das die tiefere Temperaturen dazu benötigen. Ich lasse daher die Freunde mal bei offenem Fenster die nächsten Nächte pennen. Außerdem soll es eh die Tage etwas kühler werden. Vielleicht hilft ja die Nachtkühle etwas nach.

Die Flamingos habe ich übrigens vorgestern schon rechtzeitig mit gutem Ertrag geerntet und auch mit einer neuen Substratschicht in Pause geschickt.

Grüsse!

Michael

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7 Jahre 2 Monate her - 7 Jahre 2 Monate her #8068 von Sporulator
Sporulator antwortete auf Pilze und die Balkonpflanzen?
Schopftintlinge sind nicht einfach zu kultivieren. Auf dem Balkon würde ich einzig den (Winter-) Austernpilz und den Samtfussrübling (Enoki)
kultivieren. Beide sind sehr robust und unempfindlich gegen Frost, bzw. brauchen sogar Frost, um zu fruchten (Samtfussrübling).

Für ein Folientreibhaus brauchst du keine Befeuchteranlage. Das geht auch mit einem Wasserzerstäuber.

Bei Google (Bilder) findest du unter dem Stichwort "Foliengewächshaus" oder "Songmics Foliengewächshaus" verschiedene Angebote, z.B hier:

www.haus-gartenportal.de/folien-gewaechshaus-plantlive-l.html

Auch bei Amazon und Ebay werden Foliengewächshäuser angboten. Und vielleicht sind sie auch in einem grossen Gartencenter erhältlich.

Pilzmyzele kannst du im Kühlschrank oder auf dem Balkon überwintern. Auf dem Balkon musst du sie aber gegen Austrocknung und die
empfindlichen Arten gegen Frost schützen, indem du sie abdeckst mit einer dicken Folie.

Wie schon gesagt, es gibt hier Leute, die mehr verstehen als ich von den Pilzarten, die du gerne züchten möchtest.

Vielleicht meldet sich ja irgendwann noch einer... :whistle:
Letzte Änderung: 7 Jahre 2 Monate her von Sporulator.

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7 Jahre 1 Monat her #8104 von norm
norm antwortete auf Pilze und die Balkonpflanzen?

Sporulator schrieb: Hallo

Wenn du versuchst, Pilze auf dem Balkon zu züchten, dann wirst du mit zwei grossen Problemen konfrontiert.

Erstens ist die Luftfeuchtigkeit auf dem Balkon sehr schwankend und meistens viel zu tief.

Zweitens werden deine Kulturen auf dem Balkon von Schädlingen wie z.B. der Trauermücke befallen.

Du schreibst, dass du in der Wohnung keine optimalen Zuchtbedinungen hast und die auch nicht bieten kannst.

Es ist nicht schwierig, sich ein kleines Treibhaus zu bauen und in der Wohnung aufzustellen.

Das sieht dann in etwa so aus:








Was die Kultur von Pio, Austern , Flamingo und Zitronenseitling angeht, gibt es hier Leute die mehr davon verstehen als ich,
weil ich mich fast ausschliesslich mit Exoten beschäftige.

Gruss
Gerhard


interessant gerd watt hast in dein gewächshaus da alles so verbaut,bin gerade beim tüfteln.der luftbefeuchter ist der selber gebaut mit membranen oder gekauft,auf den boden musst doch irgendwie auch ne wanne oder so haben wegen dem tropfwasser.hast da zuluft auch eingebaut oder machst es durch taglich öffen.sind so sachen die mich interessieren..

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7 Jahre 1 Monat her - 7 Jahre 1 Monat her #8105 von Sporulator
Sporulator antwortete auf Pilze und die Balkonpflanzen?
Hallo

Das ist nicht mein Gewächshaus. Ich habe das Foto im Internet gefunden und es hier nur als Beispiel
gezeigt. Da ich keine grossen Mengen Speisepilze züchte, sondern vor allem mit Exoten (Knoblauchschwindling, Riesenbovist, Tannenglucke)
experimentiere, reicht für mich eine Schaumstoff-Box oder ein grosser Plastikbehälter, um meine Kulturen zum Fruchten zu bringen.

Was das Treibhaus betrifft würde ich sagen, dass Geräte für Belüftung und Befeuchtung nicht unbedingt nötig sind.
Das Kohlendioxid ist ja schwerer als Luft und sinkt im Treibhaus auf den Boden. Wenn man das Treibhaus täglich morgens und abends öffnet,
dann sollte das ausreichen. Und die Luftfeuchtigkeit kann man auch hochhalten, indem man die Pilze regelmässig mit einem Wasserzerstäuber
besprüht und auf dem Boden des Treibhaus eine Wanne aufstellt mit feuchtem Granulat (Perlit, Seramis oder feinkörniger Blähton).

Aber ich will dir nichts ausreden. Wenn du handwerklich begabt bist und es dir Spass machst, kannst du dir natürlich ein Treibhaus bauen
mit voll automatisierter Belüftung und Befeuchtung. :)
Letzte Änderung: 7 Jahre 1 Monat her von Sporulator.
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