Auf der Suche nach Ophiocordyceps entomorrhiza

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8 Jahre 7 Monate her #6786 von Lauscher
Hallo!

Ich bin auf der Suche nach der Käferlarven-Kernkeule Ophiocordyceps entomorrhiza .
Karin Montag von Tintling gab mir den Tip, hier im Forum zu schauen.

Ich möchte die Käferlarven-Kernkeule auf relativ großen Substratmengen züchten und auf Flächen ausbringen, wo mein Bruder Bioland-Rotklee-Saatgutvermehrung macht. Der Rotklee wird seit zwei Jahren massiv von einem kleinen Käfer, dem Kleespitzmäuschen befallen, dessen Larven die Blüten von innen ausfressen und so die Ernte ruinieren.

Ich habe verschiedentlich Hinweise im Netz gefunden, daß die Käferlarven-Kernkeule auch das Kleespitzmäuschen vernascht, z. B. in dieser schönen Cordyceps-Artenbeschreibung und in diesem wissenschaftlichen Cordyceps-Artikel .
Ich hoffe, daß die Käferlarven-Kernkeule den Befall an Kleespitzmäuschen deutlich verringern kann.
Ich denke/wünsche/träume mir, daß die Kernkeule auf dem Feld fruchtet, ihre Sporen streut und Käfer und Larven infiziert.

Vielleicht hat auch der Cordyceps militaris das Potential zu diesem Zweck? Ich habe jedoch keinen Hinweis finden können, daß er auch das Kleespitzmäuschen angreift. (Was nichts heißen muß ... die Käfer sind schon schwer zu sehen, und einen winzigen Käfer mit einem noch winzigeren Pilz auf dem Kopf zu bemerken ist noch um einiges schwieriger ...).

Wer weiß, vielleicht finde ich ja diesen Frühling eine Käferlarven-Kernkeule ... und schaffe es, sie sauber und erfolgreich zu vermehren ...
... aber hier im Forum frage ich trotzdem! Vielleicht hat ja jemand eine gute Idee, vielleicht möchte der erfolgreiche Cordyceps-militaris-Züchter auch noch einen Ophiocordyceps entomorrhiza einfangen und vermehren ;-) ? Meinen Glückwunsch zur C. militaris-Vermehrung! Die Bilder sind sehr beeindruckend.

Als einen wesentlichen Teil des Substrates dachte ich an Drohnenlarven, die in meiner Imkerei im Frühling in recht großen Mengen als "organischer Abfall" überbleiben (trauriger Nebeneffekt der Varroa-Milbenbekämpfung). Die Drohnenlarven könnten generell für die Cordyceps militaris Zucht interessant sein, um in den Frühlingsmonaten kostenlos bei den meisten Imkern große Mengen Substrat zu bekommen.

Viele Grüße, Lauscher

P.S.: Sorry, daß ich mit meinem ersten Beitrag im Forum gleich mit der Tür ins Haus falle :cheer:

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8 Jahre 7 Monate her #6787 von pilz-kultur
Ja Hallo Lauscher :cheer: !

Du bist mir natürlich kein Unbekannter..schön Dich hier zu Lesen ;) !

Was die Cordyceps anbelangt u. ihre Kumpels ..da lerne ich selbst noch u. bin auch gerade dabei in Morpheus Arme zu fallen.. dazu in Kürze mehr...versprochen... auch wenn ich diesen Typ noch nicht kenne , da bin ich mit militaris schon ein wenig vertrauter ;) !

LG

Walter

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8 Jahre 7 Monate her #6788 von pilz-kultur
So ausgeschlafen :) !

Was die Käferkernkeule angeht , also Material davon hab ich nicht , da drück ich Dir die Daumen das Du fündig wirst !

Ob Dein Vorhaben so einfach umzusetzen ist...keine Ahnung , jedenfalls ist es nicht einfach einen lebenden Organismus wie zB. eine Larve zu infizieren.

Voriges Jahr hab ich beim Abräumen eines alten Strohbeetes massenhaft dicke , fette Larven gefunden u. für meine Experimente mit der militaris missbraucht :lol: !

20-30 Stück wanderten mit dem bereits stark zersetzten Stroh in einen Kübel , dazu kam dann ausreichend Flüssigmycel , Reinkulturen u. Brut so das die Larven in jeden Fall damit in Kontakt kommen mussten.

Das Ende ist schnell erzählt , die Larven verpuppten sich u. daraus schlüpften wunderschöne u. gesunde Rosenkäfer :woohoo: !

Was Drohnenlarven als mögliches Substrat angeht , da würde ich mich nicht darauf fest legen , siehe militaris die ja auch auf Getreide nebst Zusätzen gut fruchtet !

Gruß
Walter

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8 Jahre 7 Monate her - 8 Jahre 7 Monate her #6792 von Lauscher

Walter schrieb: Du bist mir natürlich kein Unbekannter..schön Dich hier zu Lesen

Da mußte ich doch mal nachschauen ... ach ja! gefunden!

Ich zitiere mal allerhand aus Coleopteran and Lepidopteran Hosts of the Entomopathogenic Genus Cordyceps sensu lato
Es wird gesagt, daß die Cordyceps-Arten generell sehr wählerisch sind, was ihre Wirte angeht.

Walter schrieb: 20-30 Stück wanderten mit dem bereits stark zersetzten Stroh in einen Kübel , dazu kam dann ausreichend Flüssigmycel , Reinkulturen u. Brut so das die Larven in jeden Fall damit in Kontakt kommen mussten.

Das Ende ist schnell erzählt , die Larven verpuppten sich u. daraus schlüpften wunderschöne u. gesunde Rosenkäfer :woohoo: !

Rosenkäfer sind natürlich eine Freude!

Bei den Rosenkäfern und ihren Verwandten werden im Artikel sehr viele Cordceps-Arten genannt, C. militaris und O. entomorrhiza sind jedoch nicht dabei.

Daß bei diesem "Vollkontakt" keine Larven infiziert wurden, spricht für die Beschränkung der Cordyceps-Arten auf "ihre" Wirte, und vermindert zugleich meine (schon zuvor geringe) Hoffnung, daß C. militaris auch auf Kleespitzmäuschen gehen könnte.

Ob Du ein anderes Ergebnis bekommen würdest, wenn Du Schmetterlingsraupen (z. B. von Brennesseln) in Kontakt mit C. militaris bringst?

In der Familie der Rüsselkäfer, zu denen die Kleespitzmäuschenarten (Gattung Apion spp.) gehören, werden C. militaris und O. entomorrhiza genannt:

4.5. Superfamily Curculionoidea
4.5.1. Curculionidae

It is the family of the true weevils or snout beetles. Weevils are almost entirely plant feeders. Cordyceps militaris is recorded on larva of Ips sexdentatus, Ophiocordyceps curculionum on adult of Heilipus celsus, O. entomorrhiza on adult of Apion flavipes, and Podocrella peltata on larva of Cryptorhynchus corticicolus (Table 1).

C. militaris läßt sich den zwölfzahnigen Förenborkenkäfer schmecken, den ich auch schon öfters gesehen habe (kommt mir jedenfalls sehr bekannt vor, auch das Fraßbild sieht sehr vertraut aus).

O. entomorrhiza wird für Apion flavipes genannt. Apion flavipes ist das Weißkleespitzmäuschen; ich dagegen möchte Apion apricans, das Rotkleespitzmäuschen, mit Pilzen bekämpfen.
Die beiden Kleespitzmäuschenarten sehen fast identisch aus und haben, bis auf die fast identischen Wirte, praktisch identische Lebensweisen. Ich spekuliere darauf, daß O. entomorrhiza auch Apion apricans verdauen kann, wenn Apion flavipes schon dokumentiert ist.

Bekannte Wirte für O. entomorrhiza:

On coleopteran hosts: [Käfer]

Carabidae:
Calathus sp., Calosoma sp., Carabus auronitens, C. coriaceus, C. glabratus, C. hortensis, C. intricatus, C. nemoralis, C. nemorensis, C. violaceus, Coptolabrus sp., Hadrocarabus problematicus, Pterostichus sp.

Cerambycidae: Leptura sp.
Chrysomelidae: Diabrotica sp.
Curculionidae: Apion flavipes 
Staphylinidae: Ocypus sp.
Tenebrionidae: Meneristes laticollis


und für C. militaris:

On coleopteran hosts: [Käfer]
Curculionidae: Ips sexdentatus
Tenebrionidae: Tenebrio molitor

On hepialid hosts (Lepidoptera, Glossata, Exoporia, and Hepialidae): [Motten]
Hepialus sp.

On heteroneuran hosts (Lepidoptera, Glossata, and Heteroneura): [Schmetterlinge]
Bombyx mori  
Andraca bipunctata 
Calliteara pudibunda, Leucoma salicis  
Achlya flavicornis, Ochropacha duplaris, Tethea ocularis, Tetheella fluctuosa 
Biston panterinaria, Lycia hirtaria 
Dendrolimus pini, D. superans, Macrothylacia rubi 
Arcte coerula, Colocasia coryli, Euxoa ochrogaster, Panolis flammea 
Fentonia ocypete, Lampronadata cristata, Phalera assimilis, P. bucephala, Syntypistis punctatella 
Anisota senatoria 
Callambulyx tatarinovii, Laothoe populi, Marumba sperchius, Mimas tiliae, Hyles euphorbiae, Sphinx pinastri 


Deutlich wird der Schwerpunkt von O. entomorrhiza bei Käfern und von C. militaris bei Schmetterlingen.

Interessant fand ich auch diesen Absatz:

Among the coleopteran families, Scarabaeidae is parasitized by the highest number of Cordyceps fungi (27 spp.), followed by Elateridae (15 spp.) (Table 1). Among 55 parasitizing fungi (Table 1), we found that only few parasitize more than one family. For example, Ophiocordyceps entomorrhiza parasitizes 6 families, followed by O. stylophora (4 families), O. larvicola and O. superficialis (3 families each), and C. militaris, C. velutipes, and O. michiganensis (2 families each) (Table 1). From host range point of view, Ophiocordyceps entomorrhiza shows the widest range, infecting 13 spp. in Carabidae and one sp. in each Cerambycidae, Chrysomelidae, Curculionidae, Staphylinidae, and Tenebrionidae (Table 1). It is also exceptional in that it infects both larval and adult stages.

Demzufolge hat O. entomorrhiza von allen Cordyceps das größte Wirtspektrum im Reich der Käfer, und sticht noch dadurch hervor, daß er nicht nur Larven, sondern auch erwachsene Käfer befällt.

Eine ähnliche Aussage zu C. militaris im Reich der Schmetterlinge:

Out of 22 spp. recorded on heteroneuran hosts (Table 3), C. militaris has the widest host range, extending to 2 infraorders, 6 superfamilies, 10 families, and 29 spp. (Table 3). It is a cosmopolitan species, distributed from sea level to more than 2000 m above sea level [126]. Probably due to its wide host range and adaptability to wider habitats, this species demonstrates rapid in vitro growth and fructifications [127]. Cordyceps tuberculata is another species recorded on multiple families. Larva is the most suitable host for Cordyceps spp. compared to pupa and adult (Table 3).


O. entomorrhiza und C. militaris scheinen auf ihren Gebieten "Allrounder" zu sein, wohingegen die meisten anderen Cordyceps-Arten deutlich wirtsspezifischer sind.

Walter schrieb: Was Drohnenlarven als mögliches Substrat angeht , da würde ich mich nicht darauf fest legen , siehe militaris die ja auch auf Getreide nebst Zusätzen gut fruchtet !

Es ist auch fraglich, ob die Drohnenlarven angenommen werden würden; es sind weder Käfer noch Schmetterlinge.
Als bereits "aufbereitete Proteine" könnten sie evtl. trotzdem angenommen werden. Für mich wäre es schön, eine sinnvolle Verwendung für die Drohnenlarven zu haben, so daß sie, wenn ich sie schon umbringen muß, wenigstens nicht wegwerfe, sondern einer sinnvollen Verwendung zuführe.
Einige verfüttere ich auch im Garten an die Vögel, aber die schaffen die Mengen nicht, die bei mir anfallen.

Walter schrieb: "Was die Käferkernkeule angeht , also Material davon hab ich nicht , da drück ich Dir die Daumen das Du fündig wirst !

Danke! Es würde mich freuen, wenn Du auch ein Auge aufhältst ;-)!
Ich überlege schon, einen Sammelaufruf im einem Pilzsammlerforum (oder sogar im Tintling) zu machen; schwierig ist es, den Pilz aus der Ferne frisch genug bis zu mir zu bekommen. Wenn inklusive Postweg 2-3 Tage vom Finden bis zum Überimpfen vergehen, sehe ich schlechte Chancen für einen Erfolg.
Na, wer, weiß, vielleicht werde ich ja wirklich fündig! Irgendwo las ich eine Angabe, daß die Käferkernkeule im Mai fruchtet, das ist ja schon bald.

Viele Grüße, Lauscher
Letzte Änderung: 8 Jahre 7 Monate her von Lauscher.

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8 Jahre 7 Monate her #6794 von pilz-kultur
Hallo Lauscher ,


danke für die vielen interessanten Infos , wir verfolgen halt unterschiedliche Ziele , Du möchtest gezielt Insekten einsetzen u. ich versuche diese als Substrat durch leicht erhältliche u. günstige zu ersetzen ;) !

Was die Drohnenlarven angeht könnte ich mir diese als Substratzusatz gut vorstellen...wird aber Dein Mengenproblem auch nicht lösen...hast Du schon mal daran gedacht diese zu trocknen u. als Fischfutter zu verwerten...es gibt ja auch die Seidenraupenlarven für Koi-Züchter ?

Ein Aufruf in div. Foren um an Frischmaterial zu kommen ist sinnvoll , für den Tintling wird es knapp werden !
Das Versenden eines Fundes sollte nicht so problematisch sein , gut verpackt in feuchten Moos halten die sich gut , die kleinen scheinbar zarten Kernkeulen sind ziemlich robust !

Falls ich in den Wald komme halte ich meine Augen offen...mach ich sowieso immer ;) ...wäre für mich übrigens ein Erstfund !

Gruß
Walter

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8 Jahre 7 Monate her #6795 von Lauscher
Hallo Walter!

danke für die vielen interessanten Infos , wir verfolgen halt unterschiedliche Ziele , Du möchtest gezielt Insekten einsetzen u. ich versuche diese als Substrat durch leicht erhältliche u. günstige zu ersetzen ;) !

Diese "Informationsflut" ist zugleich für mich eine Dokumentation meiner Recherche, die ich hier später leichter wiederfinde als auf meiner vergänglichen Festplatte ... ;)
Mein eigentliches Ziel (neben dem Kitzel der Herausforderung des besonderen Pilzes) ist die Bekämpfung des Kleespitzmäuschens. Zu Gourmet-, Heil- und Verkaufszwecken ist der C. militaris natürlich viel interessanter.

Was die Drohnenlarven angeht könnte ich mir diese als Substratzusatz gut vorstellen...wird aber Dein Mengenproblem auch nicht lösen...hast Du schon mal daran gedacht diese zu trocknen u. als Fischfutter zu verwerten...es gibt ja auch die Seidenraupenlarven für Koi-Züchter ?

Eine gute Idee, danke! (Ich muß mir nur überlegen, wie ich den großen, gekochten Proteinklumpen schneller trockne, als er vergammelt :dry: )

Ein Aufruf in div. Foren um an Frischmaterial zu kommen ist sinnvoll , für den Tintling wird es knapp werden !

Ja, der aktuelle Tintling ist schon im Druck, mein Aufruf könnte erst in der Juni-Ausgabe erscheinen. Könnte sein, daß es für die Käferkernkeule dann schon zu spät ist.

Das Versenden eines Fundes sollte nicht so problematisch sein , gut verpackt in feuchten Moos halten die sich gut , die kleinen scheinbar zarten Kernkeulen sind ziemlich robust !

Ok, danke, das macht mir Mut - die Empfehlung mit dem feuchten Moos ist ein guter Tip!

Falls ich in den Wald komme halte ich meine Augen offen...mach ich sowieso immer ;) ...wäre für mich übrigens ein Erstfund !

Danke! Auch für mich wäre es ein Erstfund. (Obwohl ich das Gefühl habe, vor vielen Jahren schon einmal so ein Knubbelpilzchen gesehen zu haben...)
Ich überlege gerade, ob man ihn evtl. an Komposthaufen finden könnte, wo sich ja allerhand an Engerlingen tümmelt.

Viele Grüße, Lauscher

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