stone Pilz-Zucht – Geschichte(n)

 

 

Über die Anfänge der Pilzkultivierung ließe sich möglicherweise streiten , gehen wir aber davon aus , dass diese seit gut 2000 Jahren betrieben wird…..unbestritten ist aber , die Wiege der Pilzzucht liegt in Südostasien , speziell in Japan und China wo schon jeher Pilze einen besonderen Stellenwert hatten und haben , sei es als Medizinalpilze in der TCM o. einfach köstliche Gaumenfreude für den Genießer !

   

Man denke hier nur an Shii take und Ling Zhi (Glänzender Lackporling) die als Geschenk überbracht , selbst verwöhnte Kaiser und Könige zufrieden stellten !

 

So datiert die erste richtige Zuchtanweisung aus China für das Judasohr auf  das Jahr 600 n. Ch., dass man somit als ältesten Zuchtpilz der Welt bezeichnen kann .

Waren diese Kulturanleitungen aus unserer heutigen Sicht noch sehr primitiv , zeigen sie doch ein gewisses Grundverständnis für die biologischen Abläufe der Natur , so fand man heraus das der Shii take vorzugsweise auf verletzten Holzstämmen des Pasania-Baum wuchs , also nichts naheliegender als fruchtende Stämme u. frisch geschlagene gemeinsam zu lagern , zusätzlich wurden die frischen Stämme mit der Axt eingekerbt , eine Art Soll-Infektionsstelle die den Sporen den Eintritt ins Holz erleichtern sollte…noch einen Tick effektiver war das Auflegen sporender Hüte direkt auf die Stammstücke……

Die südostasiatischen Länder haben ihren Vorsprung kontinuierlich ausgebaut u. zählen heute zu den größten Produzenten weltweit , auch in Sachen Innovation – Neue Kulturverfahren – Anbaumethoden sind sie absolute Nummer 1 , möchte hier nur die „Flaschenzucht“  u. die vielen neuen Kulturpilze am Markt erwähnen !

 



 

apo Etwas gemächlicher haben es die Europäer angehen lassen , als Geburtsstunde kann   man die Jahre um 1650 in Frankreich angeben , Melonenbeete die mit Pferdemist gedüngt wurden brachten regelmäßig leckere Champignons hervor , dass weckt natürlich Interesse !

Gewitzte Zeitgenossen haben dann bald begonnen diese doch eher zufällige Zucht zu forcieren , Champignon-Putzabfälle sowie Waschwasser wurden den Beeten zugesetzt o. auch alter mit Mycel durchsponnener Kompost.

Kurz und gut , die Methoden wurden immer ausgefeilter und mit Beginn des 18.Jhdt. war in u. um Paris in den alten Kalksteinbrüchen eine richtige Pilzzucht-Industrie entstanden.

 

 

Rund 300 Züchter , die die Kavernen u. Höhlen meist gepachtet hatten , fanden trotz relativ hoher Pachtkosten ein gutes Einkommen. Die tägliche Ausbeute betrug etwa 25 000-30 000 kg !!! ,  bei einem Preis von 110-125 Franc per 100kg schon damals ein Millionengeschäft !

Da verwundert es nicht wenn der Handel streng organisiert ablief , so gab es in Paris rund 50 sogenannte „Kommissionäre“, diese besaßen eine Monopolstellung u. schlossen Verträge mit den Züchern , die verbindliche Abnahme einer halb o.  Jahresernte wurde garantiert , an andere Händler durfte nicht verkauft werden…..

Die Pilze wurden dann in den  Pariser Markthallen u. Konservenfabriken verkauft oder per Bahn und Schiff , verpackt in Weidenkörben u. Heu zu 15-20 kg exportiert.

Weniger angenehm waren die Arbeitsbedingungen in so einer Champignonzucht…

Schon der Weg zum eigentlichen Arbeitsplatz ein kleines Abenteuer , über eine kleine Einstiegöffnung , die auch als Materialschleuse diente (Körbe u. Flaschenzug brachten Material in u. aus den Höhlen)) ging es erstmal über einen primitiven Leiterbaum gut 20-30  Meter abwärts , am Boden brannte ein kleines Holzfeuer um den Luftaustausch zu gewährleisten.

Unten kühl dunkel und eng..... um Profit zu machen wurde auch der allerletzte Winkel u. noch so kleinste , niedrigste Stollen ausgenutzt , sprich ein Anlegen u. Abernten war teilweise nur kriechend möglich…und das auf kaum handbreiten Erntepfaden zwischen den einzelnen Beeten…nix für Leute mit Platzangst !

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Jedenfalls die Champignonzucht und Nachfrage boomte , ein Kuriosum am Rande , in englischen Hotels erfolgte die Zucht gleich in der Küche….in Schubladen !

...hier noch Bildmaterial mit weiteren ausgefallenen Möglichkeiten........

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Im 19.Jhd. war die Champignonzucht in Europa bereits weit verbreitet…und …kaum zu glauben (Ein bisserl Patriotismus muss sein !) , neben Frankreich und Belgien war Österreich damals einer der größten Anbauländer…Dank K. u. K. – Kavallerie und Kasernen ! Ja , das waren halt noch Zeiten !

Besonders im Großraum Wien-Baden wurde die Zucht meist von Gärtnern auch „Krauterer“ genannt , in den sogenannten „Schwammhütten“ betrieben , wieder eine typisch österreichische Spezialität…hier einige Bilder dazu…..

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Heute spielt Österreich keine Rolle mehr im Champignonanbau , Länder wie Holland , Belgien , Ungarn , Polen ... sind jetzt Marktführer in Europa , besonders Holland zeigt sich hier sehr innovativ  , seien es Verbesserungen in der Kulturführung , der Kompostherstellung , des Equipment …hier wird geforscht u. investiert !

2009 gelang es sogar das Genom von Champi u. Austernpilz zu entschlüsseln , man wird gespannt sein was die Zukunft noch bringen wird !

Nachstehend noch einen zeitlichen Überblick in Stichwörtern zu den wichtigsten Zuchtpilzen :

 

Judasohr - Auricularia auricula

Erste Beschreibung ~600 n.Chr. durch So Jing – China

 

Samtfußrübling - Flammulina velutipes

Um 800-900 n.Chr. - Han O

Shii take/Pasianapilz - Lentinula edodes

Erste Berichte aus China in der Sung Dynastie 960-1127 durch Wu

San Kwung – 1113 erste richtige Kulturanleitung von Wang Cheng in

seinem „Buch der Landwirtschaft“

Zuchtchampignon - Agaricus bisporus

Frankreich 1600 – 1650

1652 erscheint in Paris das Gartenbuch „Der franz. Gärtner“ mit der ersten Kulturanleitung für den Champignonanbau.

 

Austernpilz - Pleurotus ostreatus

1917 – Falck beschreibt erfolgreiche Zucht auf Stämmen und Holzabschnitten

1944 – 1960 – Umfangreiche Versuche von Walter Luthardt mit Austerpilzen u. Stockschwämmchen – Herstellung von „Myko-Holz“ für technische Anwendungen.

1951 – Lohwag kultiviert erstmals Austernpilze auf Sägemehl

1959 – Block , Tsao u. Hau erzielen nennenswerte Erfolge auf sterilisierten Sägemehl – Substraten

 

Generell

 

Ab 1960 rapide Entwicklung der Pilzzucht – Neue Kulturverfahren werden entwickelt z.B. in Japan die Zucht in Flaschen , Entwicklung leistungsfähiger Pilz-Stämme sowie neuer Speisepilzarten .

 

 

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Erste Aufzeichnung in der Periode von Lois XIV(1638-1715) Melonenzucht in Mistbeeten

1652 - In Paris erscheint das Gartenbuch „Der franz. Gärtner“ mit der ersten Anleitung zur Champignonkultur......

„ Man richte in einem von Wind u. Wetter geschützten Winkel im Garten ein Mistbeet vor , zu dem man aber , wenn irgendwie möglich – anstatt Pferdemist – Esels o. Maultiermist verwende.

Hat das Beet seine größte Wärme ausgestrahlt , begießt man es mit Wasser , in dem die abgeputzten u. zum Kochen vorbereiteten Champignons abgewaschen wurden , verteile auch die beim Putzen der Schwämme erhaltenen Rückstände gleichmäßig über die Oberfläche des Beetes. Wenn das geschehen sei , werde sich das Beet bald mit frischen Champignons bedecken…….“

 

1707- Paris – Frankreich – In seinem Buch beschreibt Tournefort , Mitglied der Königl. Akademie der Wissenschaften , die Zubereitung von Pferdekompost u. Einsaat von Sporen

1800-1810 - Französischer Gärtner Chambry - Erster Anbau in den Kavernen von Paris

1779 - Abercrombie  beschreibt erste Zuchten in England  u.  das Abdecken mit Erde.  Weiterverbreitung der Champignonzucht in Europa über Holland – Start um 1823  - Belgien – Deutschland - Österreich……Italien.

Gegen 1880 erreicht der Champignon-Anbau auch Amerika / New York  !

1831 - Callow Gärtner in England – Beschreibung eines Pilzhauses mit Regalbeeten , Zucht in kalter Jahreszeit mittels Holzfeuer – Gute Erträge!

1893 - Constantin erkennt Zusammenhang von Kontis und der sogenannten „Raummüdigkeit“ u. schlägt Raumwechsel vor.

1894 -  Matrochot u. Constantin beides französische Mykologen  legen den Grundstein für die Brutherstellung – Lassen Sporen keimen – Reinkultur – Brutherstellung – Wurde patentiert aber nie kommerziell genutzt .

Erkennen/Beschreiben die Molle (Champignonkrankheit) u. erstes Gegenmittel - Ausräuchern mit Schwefel.

1902 - Genauere Beschreibung/Methoden von Miss Fergussen of Corne (Amerika) der Sporenkeimung u. des Mycelwachstums.

1905 - Dugger perfektioniert die Methoden , Klonen/Gewebekultur aus Pilzhut u. Herstellung von Reinmycel/Brut – In Amerika Grundstock für Firmen die Pilzbruten herstellen.

1915 - Amerikanische Züchter entdecken eine zweite Phase bei der Kompostherstellung , das sogenannte „Ausschwitzen“ , nach der Kompostierung wird das Substrat in Beete gebracht u. das Ende des thermischen Ablaufes abgewartet , danach erfolgt erst das Beimpfen/Spicken.

1918 - Lambert bringt die erste kommerzielle Pilzbrut auf den Markt , sterilisierter Pferdemist in Milchflaschen mit Watteverschluß – Auch in Europa Beginn der kommerziellen Brutherstellung.  inserat

1929 - Lambert entdeckt ,dass Brutherstellung auch mit Einsporkulturen möglich ist – Grundstein für die züchterische Verbesserung u. Entwicklung neuer Sorten.

1932 - Sinden lässt seine Körnerbrut patentieren – Substratbruten haben weitgehend ausgedient.

1936 - Der Franzose Pizer entdeckt , dass durch Gipszugabe im Kompost das Mycelwachstum verbessert wird.

1941 Lambert stellt fest , dass bei Temp. 50-60°C u. ausreichender Belüftung ein qualitativ hochwertiger Kompost entsteht – Deutliche Erhöhung der Erntemenge !

1950-1960 - Weitere Verbesserungen bei der Kompostherstellung u. Technik  Kurzkompostierung , Geräte etc.

1973 - Somycel – franz. Firma, bringt erste kommerzielle Sorte von A. bitorquis Nr. 2017 auf Markt.

1988-90 - Indoorkompostierung für hochwertigen Kompost.

2009 - Entschlüsselung des Genom durch holländische Wissenschaftler !

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